Futtermittelallergie – ein zunehmendes Problem
Auch Hunde sind von Allergien nicht ausgenommen. Erfahrungsgemäß reagiert jeder Vierbeiner im Laufe seines Lebens einmal allergisch auf ein Futtermittel.
Auch wenn die Beschwerden normalerweise einen temporären und schwachen Charakter aufweisen, entwickeln etwa 10 Prozent der Hunde eine dauerhafte Allergie oder Unverträglichkeit gegenüber einzelnen Futterkomponenten. Um dem Hund trotzdem ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen, muss eine Diagnose gestellt werden. Dieser Prozess kann allerdings sehr aufwendig sein.
Ein klassischer Fall ist der dreijährige Golden Retriever „Arko“: In den letzten Jahren war er ein Dauerpatient in verschiedenen Tierarztpraxen. Die Symptome waren Juckreiz an den Pfoten, gelegentliches Erbrechen und Ohrenentzündungen. Obwohl jede Hunderasse eine Futtermittelallergie entwickeln kann, sind Cocker Spaniel, Dalmatiner, Collies, Labrador Retriever, Shar-Pei oder West Highland White Terrier laut statistischer Analysen häufiger von Futtermittelunverträglichkeiten betroffen. Auch wenn Hunde jahrelang mit ihrem Futter gut ausgekommen sind und das Allergen problemlos aufgenommen haben, kann sich plötzlich eine Allergie ausbilden. Der Körper erkennt dann das Allergen plötzlich als fremd und speichert das Aussehen des „Eindringlings“ in sogenannten T-Lymphozyten und beginnt Antikörper zu bilden. Diese Antikörper werden dann bei einem erneuten Kontakt mit dem Allergen ausgeschüttet und führen dann zu allergietypischen Beschwerden.
Diese Beschwerden sind leider nicht durch eindeutige Symptome zuerkennen. Die Anzeichen für eine Futtermittelallergie können gastrointestinale Störungen wie Durchfall, Erbrechen, Flatulenz oder wechselnde Kotkonsistenz, aber auch Hautprobleme sein. Der Juckreiz ist dabei meist sehr belastend sowohl für Hund als auch für den Halter. Häufig betroffen sind Hautstellen an Kopf, Ohren, Bauch, Pfoten und den Achselbereichen. Durch das juckbedingte Kratzen können Rötungen und sekundäre bakterielle Infektionen entstehen.
Zurück zum Beispiel von Arko: Neben Verdauungsbeschwerden bekam der Rüde Ohrenentzündungen. Ein Besuch beim Tierarzt und eine lokale antibiotische Behandlung schafften zunächst Besserung. Damit war zwar die Sekundärinfektion behoben, die Ursache jedoch nicht erkannt. Folglich traten innerhalb weniger Monate erneut allergische Reaktionen auf. Erst nach weiteren, erfolglosen Therapieversuchen fiel der Verdacht auf eine Futtermittelallergie.
Anhand dieses Beispielfalls aus der Ernährungsberatung der Universität Leipzig ist erkennbar, warum bei den meisten Allergiepatienten der Leidensweg lang ist. Futtermittelallergien werden aufgrund unspezifischer Symptome und zahlreicher Differentialdiagnosen oft erst spät erkannt.
Die Diagnose einer Futtermittelallergie
Das Problem bei den beschriebenen Symptomen ist, dass sie nur den Verdacht auf eine Futtermittelallergie lenken können. Die eigentliche Diagnose ist ein langwieriger und aufwendiger Prozess. Ziel wäre es, ein Hundefutter für Allergiker zu kreieren, welches sich jeweils aus einer Protein- und einer Kohlenhydratquelle zusammensetzt. Diese sogenannte Eliminationsdiät hat zum Ziel, eine Besserung der klinischen Symptomatik durch die Futterumstellung zu erreichen und so den einzelnen Futtermittelbestandteil in der Nahrung als Ursache für die allergischen Reaktionen aufzudecken.
Eine Besserung ist nicht sofort zu erwarten, sondern kann auch erst nach 12 Wochen eintreten. Sollte dies nicht der Fall sein, handelt es sich entweder um eine andere Ursache oder es wurden nicht-verträgliche Futtermittel selektiert. Von großer Bedeutung ist dabei die Auswahl der Bestandteile: Es muss sichergestellt werden, dass der Hund bisher noch nicht mit den Rohstoffen in Berührung kam (Snacks oder Essensreste vom Tisch eingeschlossen) oder das nachweislich keine Allergie gegen die einzelnen Bestandteile des Futtermittels vorliegt.
Nach der Festlegung der Zusammensetzung für die Eliminationsdiät muss sichergestellt werden, dass dem Hund keine anderen Futtermittel zugeführt werden. Bereits wenige Gramm des allergieauslösenden Inhaltsstoffes reichen aus, um die Anzeichen für eine Futtermittelallergie auszulösen. Auch auf Hundeknochen, Belohnungen / Leckerlis oder Medikamente (mit Aromen) sollte daher verzichtet werden. Diese Herausforderungen führen dazu, dass etwa ein Drittel aller Hundehalter nicht konsequent sind und die Eliminationsdiät nicht bis zum Schluss durchstehen. Die Diagnostik wird dadurch erschwert.
Wie lief es bei Arko? Arkos Besitzer hielt die Diät durch und stellte seinem Hund eine Rezeptur aus Straußenfleisch und Süßkartoffel zusammen. Bereits nach acht Wochen konnte eine Linderung der Beschwerden erzielt werden, der quälende Juckreiz und die Entzündungen konnten geheilt werden und auch den Verdauungsproblemen wurde ein Ende gesetzt.
Die Beschwerden sind verschwunden, aber was passiert nun?
Um festzustellen, auf welche Futterbestandteile Arko sensibel reagiert, fügte sein Besitzer wöchentlich eine neue Komponente zur Futtermischung hinzu. Mittels dieser sogenannten „Provokation“ lässt sich feststellen, welche Rohstoffe allergieauslösend sind. Darauf aufbauend wird die zukünftige Ernährung gestaltet.Zu den häufigsten Allergenen bei Hunden zählen Soja, Weizen, Rindfleisch und Molkereiprodukte. 60 Prozent der Betroffenen reagieren dabei nicht nur auf ein einzelnes Futtermittel, sondern gleich auf mehrere Bestandteile. Auch bei Arko wurde eine Soja- und Rindfleischallergie festgestellt. Da sein Besitzer das Futter nicht selbst kochen wollte und eine dauerhafte Fütterung mit Straußenfleisch zudem sehr kostenintensiv ist, entschied er sich für die Umstellung auf Hundetrockenfutter auf Basis von Schwein und Süßkartoffel. Diese Zusammensetzung verträgt Arko bisher gut. Eine weitere Option ist die Anwendung sogenannter hydrolysierter Diäten. Bei dieser Methode werden alle Inhaltsstoffe soweit aufgespalten, so dass sie für den Körper in der Regel keine Fremdstoffe mehr darstellen. Allerdings geht dies auf Kosten des Geschmacks, da dem Futter Aromen entzogen werden.